Teams entwickeln

„Jedes Jahr der gleiche Mist. Die Urlaubsplanung für 30 Mitarbeiter. Egal wie du es machst, du machst es falsch. Und dann, wenn die ersten in Urlaub gehen, wird garantiert noch einer krank."

Der Abteilungsleiter sitzt frustriert und genervt neben mir.

„Mir fehlt sowieso Personal. Aber das will ja keiner hören. Immer schön alles im Blick behalten:

…die Vorgaben der Geschäftsleitung berücksichtigen

…den Betriebsablauf rundum gewährleisten

…alle Sonderaktionen, bei denen alle an Bord sein müssen, im Kopf haben

…die leidigen Resturlaubstage nicht vergessen

…die Urlaubsplanungen der Ehepartner berücksichtigen

…die Frühbucherrabatte will ja auch jeder mitnehmen

…ach ja, und um Himmels Willen die allein erziehenden Mütter im Hinterkopf haben

…und bloß niemanden demotivieren. Bloß das nicht!

…und Müller, unser Herr Müller, bucht mit anhaltender Sturheit bei der Abreise schon fürs Folgejahr. Immer das Gleiche."

 

Die Urlaubsplanung sollte in vier Wochen abgegeben werden, der Terminkalender war brechend voll und es fehlte die Zeit wieder stundenlang mit allen zu diskutieren, ob dieser nicht hierhin und jener nicht dorthin schieben kann.

Wir erarbeiteten eine Vorgehensweise, die zwar in diesem Jahr vielleicht sogar noch etwas anstrengender würde, aber dazu führen könnte, im nächsten Jahr die "Kuh mit Leichtigkeit vom Eis zu holen".

In einer Teambesprechung erklärte der Abteilungsleiter deutlich, worum es ihm geht. Die Mitarbeiter sollten die Urlaubsplanung selbst in die Hand nehmen. Das letzte Wort und die Genehmigung sollte das Einzige sein, womit der Chef sich befassen wollte. Hierfür wurden folgende Regeln aufgestellt:

 

ein großer Urlaubsplaner mit den Namen aller Mitarbeiter wird am schwarzen

Brett ausgehängt

alle Zeiten in denen die komplette Mannschaft an Bord sein muss,

werden farblich markiert

die Anzahl der Mitarbeiter die gleichzeitig in Urlaub gehen können,

ist festgelegt

die maximale Urlaubsdauer ist festgelegt

Zu guter Letzt gilt folgende Regel:

tragen sich mehr Mitarbeiter als die festgelegte Max-Zahl für einen

Zeitpunkt ein, werden alle Urlaubsanträge dieser Gruppe schriftlich

abgelehnt und alles geht zurück auf Anfang.

 

Die nächsten Wochen waren spannend: wildes diskutieren, schimpfen, Sturheit bis zur Unbeweglichkeit, nachgeben bis zur Selbstaufgabe und immer wieder schriftliche Ablehnungen.

Die Frühbucherrabatte waren in Gefahr. Der Abteilungsleiter hatte den Teamprozess im Auge und schaltete sich ein, wenn Führung notwendig wurde. Schließlich wurde die Stimmung friedlicher, die ersten konstruktiven Diskussionen wurden geführt und die schriftlichen Ablehnungen wurden weniger.

Herr Müller bekam Gelegenheit zu einem längeren Gespräch mit seinem Chef und kam um eine Diskussion mit seinen Kollegen nicht mehr herum, wollte er seine Stammpension auf Sylt auch im nächsten Jahr noch sehen.

 

Seit nunmehr drei Jahren wird nicht nur die Urlaubsplanung auf diese Weise durchgeführt,

sondern auch die monatliche Personaleinsatzplanung wird heute in abgewandelter Form von den Mitarbeitern erstellt.

Zufrieden und auch ein Stück stolz, erzählte mir der Abteilungsleiter,

dass es jetzt sogar ein "Ausbildungspunkt" für die neuen Auszubildenden sei,

die Einsatz- und Urlaubsplanungen vor Abgabe beim Chef auf ihre Umsetzbarkeit zu prüfen.

 

Trainings, Coachings, Workshops, Seminare:

 

…Steuerung von Teamentwicklungsprozessen

…Entwicklung von Teamidentität

…Integration aller Teamkompetenzen

…Teamstruktur

…Effizienzüberprüfung von Teamarbeit

© 2014 WOLFGANG GOEBELS. ALL RIGHTS RESERVED.